Hanfpflanzen mit Erziehung das Wuchsverhalten für höhere Erträge beeinflussen

Durchführung:
Für mich ist es einfacher und sicherer, eine Pflanze ohne Schere oder Messer zu „beschneiden". Dazu nehme ich das obere Blattpaar eines Zweiges zwischen meine Finger und breche es seitlich herunter. Das geht einfach und man braucht es nicht zu reißen. Am Ende der Internodie (Sprossabschnitt zwischen den Blattpaaren (Nodien)) befindet sich eine Sollbruchstelle, und es gibt einen sauberen Bruch. Sollte der Stängel zu biegsam sein und das Blattpaar nicht einfach zu brechen sein, dann nehme ich es einfach zwischen Daumen und Zeige-finger und knipse das Blattpaar mit dem Daumennagel ab. Ich achte darauf, dass das zu entfernende Blattpaar schon eine kleine Internodie hat, und dass sich be-reits sichtbare Seitentriebe/Ansätze un-terhalb des Schnittes befinden. Ich achte auch darauf, diese nicht zu verletzen. Ich könnte aber auch oberhalb eines schon vorhandenen Seitentriebpaares ein Stück von etwa zwei bis drei Nodien abschneiden und dieses Stück dann als Steckling weiter verwenden.
Sobald sich die neuen Seitentriebe entwickelt haben und die Pflanze noch nicht die gewünschte Form besitzt, kann ich diese beliebig oft beschneiden und verzweigen lassen. Ist die Pflanze zu einem großen Busch herangewachsen, entferne ich die Triebe, die weit im In-neren der Pflanze liegen und nur wenig Licht abbekommen. Je weiter unten sich die Seitenzweige befinden, desto mehr innere Triebe nehme ich heraus. Auch ganze Seitenzweige, die hauptsächlich im Schatten liegen und kümmerlich wach-sen, entferne ich.
Ruderalis-Pflanzen beschneide ich nicht. Es gibt Grower, welche bei einigen Ruderalis-Sorten eine Beschneidung vollziehen. Sie berichten davon, dass die Pflanzen erst mal kaum weiter wachsen und dass sich die Blütephase nach hinten verschiebt. Jedoch sollen die Pflanzen letztendlich mehr Ertrag abwerfen. Ich denke, es ist nicht empfehlenswert, habe es aber noch nie versucht.
Bei dem Beschneiden der Pflanzen achte ich vor allem im Indoorbereich darauf, dass der typische Höhenzuwachs (Stretch) sich in die Breite/Länge um-lenkt. In der Sprossspitze (Apikalmeri-stem) wird Auxin produziert, welches von dort aus nach unten wandert und das Seitenwachstum normalerweise hemmt. Wird es entfernt, können die Pflanzen un-gehindert in die Breite wachsen.
Die Erziehung - in der Szene
besser bekannt unter dem Begriff Scroging/Scrog
Die Erziehung ist wohl die Methode, mit der sich das vorhandene Licht am be-sten nutzen lassen kann. Auch braucht die Pflanze nicht beschnitten zu werden und es findet so auch kein Eingriff in den Stoffwechsel der Pflanze statt. Es kann aber vorteilhaft sein, wenn man aus einer ein-zelnen Pflanze ein möglichst großes Blü-tendach zaubern möchte. So kann man mit einem einzelnen Steckling in kürzester Zeit eine ganze Growbox füllen und mächtige Erträge erzielen. Deshalb ist die Erziehung im Indoorbereich sehr vorteilhaft.
Durchführung: Bei der Erziehung befestige ich oberhalb (zwischen 3o und 100 cm) der Pflanze ein Geflecht/Gitter aus Holz, Metall oder Kunststoff an einem Rahmen oder einem Gestänge. Dabei lasse ich die Pflanzen ein Stück durch dieses Geflecht wachsen und beginne dann, die Zweige in einer waagerechten Position zu befestigen. Zum Befestigen der Zweige verwende ich keinen blanken Draht oder Nylonschnüre, da diese die Zweige einschneiden würden. Draht mit Gummierung oder Schnüre (aus Hanf) sind zu bevorzugen. Ich verteile die Zweige mög-lichst gleichmäßig und achte darauf, dass die Zweige sich nicht kreuzen und sich die Blätter nicht/wenig überlappen. Die Maschenweite des Geflechts sollte der Pflanzengröße angepasst sein und bei kleinen Scrogs mindestens 2 cm betragen. Die Blätter sollten sich über dem Geflecht befinden. Hat sich die Pflanze gut ausgebreitet, entferne ich Zweige, die sich immer noch unterhalb des Geflechts befinden. Die Pflanzen führe ich solange an dem Geflecht entlang, bis sie nicht mehr weiter wachsen und die Blütenproduktion im vollen Gange ist.
Outdoor kann ich das Geflecht auch so anbringen, dass es eine Neigung in Richtung Süden hat und so einen besse-ren Sonnenlichteinfall ermöglicht.
Es ist auch möglich, die Pflanzen wie bei Spalier-Obst an einem Zaun entlang zu führen. Dies ist vor allem Outdoor vorteilhaft. An dem Zaun finden die Pflanzen Halt bei Unwettern, und ich kann sie so ausrichten, dass sie die meiste Zeit dem Sonnenlicht ausgesetzt sind (von Ost nach West). Bei der Befestigung achte ich darauf, einen Mindestabstand zwischen den Zweigen von etwa 15 cm einzuhalten. Interessant könnte es auch sein, ein solches Spalier an einer (idea-
lerweise weißen) Südwand aufzustellen. Zweige, die in Richtung Wand wachsen, würde ich entfernen. Die Methode kann helfen, Hanfsorten, welche üblicherweise in unseren Breiten nicht zur vollen Reife gelangen würden, dennoch anbauen zu können. In der kalten Jahreszeit kann sich die Wand am Tage erwärmen und in der Nacht die gespeicherte Wärme an den Boden und die Luft wieder abgeben und starken Bodenfrost vermindern. Auch das Verteilen von wärmespeichernden, großen Steinen am Boden bringt Vorteile und vermindert Frost.
Supercropping
— Das Abknicken der Triebe
Das Abknicken der Triebe ist eine sehr nützliche Methode. Bei dieser Methode brauche ich die Pflanze nicht zu beschneiden und kann dennoch großen Einfluss auf ihre Form nehmen. Ich kann die Pflanzen in eine buschige Form mit
einem flachen „Dach" bringen oder Pflan-zen, die über die anderen hinauswach-sen, auch noch während der Blütephase klein halten. Durch das Abknicken eines Triebs wird die Energieversorgung ge-drosselt, und die überschüssige Energie wandert dann in die darunter gelegenen Abschnitte der Pflanze.
Durchführung: Wenn ich eine Pflanze von Beginn an supercroppen möchte, dann warte ich wie bei der Beschneidung auf eine Mindestgröße von etwa fünf bis sechs Blattpaaren.
Ich nehme dazu die Internodie, welche sich unterhalb des zuletzt entwickelnden Blattpaars befindet, und knicke die Mitte des Stängels in die gewünschte Richtung bis er herabhängt. Manche Grower nehmen den Stängel zwischen zwei Fin-ger und rollen ihn mit etwas Druck, bis er knackt. Es ist wichtig, dass ich den Stän-gel weit genug abknicke, denn ein leich-ter Knick würde der Pflanze nichts ausmachen und sie würde sich nach etwa einer Woche wieder vollständig aufgerichtet haben, als wenn nichts gewesen wäre. Es kann auch passieren, dass während des Knickens die Seiten der Knickstelle aufreißen. Das ist nicht weiter schlimm und bei robusten, festen Stängeln üblich. Ich achte darauf, dass sich in den ersten Tagen kein Schimmel in der Knickstelle einnistet (eine dunkle Verfärbung ist üblich und bedeutet nicht zwangsläufig Fäulnis), das kommt aber eher selten vor. Schon nach einem Tag wird sich der abgeknickte Trieb wieder in Richtung Licht strecken und die Knickstelle wird mit der Zeit verholzen und sehr fest werden. Diese verholzten Knicke nennt man Ellenbogen. Ich kann eine Pflanze quasi an jeder Stelle und zu jedem Zeitpunkt beliebig oft supercroppen. Einmal ist ein Zweig einer meiner Outdoorpflanzen in den letzten Blütewochen gebrochen. Nach kurzer Zeit bildeten sich männliche Blüten an der Spitze des gebrochenen Zweiges (und auch nur dort). Eventuell könnte das Supercropping in einer späten Blütephase, zumindest bei sensiblen Pflanzen, eine „punktuelle" Zwitterung auslösen. Für die Produktion von feminisiertem Saatgut, welches auf natürliche/biologische Weise entstehen sollte, könnte das even-tuell interessant sein.
Das Herunterbinden der Pflanze
Das Herunterbinden oder Biegen einzelner Zweige oder der gesamten Pflanze ist die Methode, die ich am häufigsten anwende. Mit dieser Methode wird jeg-licher Eingriff in den Stoff-wechsel der Pflanze ver-mieden. Zu groß werdende Pflanzen lassen sich so im Zaum halten, und Aste, welche nur wenig Licht ab-bekommen, lassen sich in eine vorteilhaftere Position bringen.
Durchführung: Um eine Pflanze zu biegen, befestige ich eine Schnur am oberen Drittel der Pflanze und biege sie erst mal um etwa 45 bis 6o Grad nach unten. Ich gehe dabei langsam vor, denn jede Pflanze ist unterschiedlich biegsam. Manche Pflanzen (vor allem kleine) las-sen sich leicht um 90 Grad biegen, andere sind schon bei 4o an ihrer Grenze. Outdoor befestige ich die Schnur an der Nachbarpflanze, an einem Baum oder einem Pflock. Indoor binde ich um den Topfrand eine straffe Schnur und befestige die Zugschnur daran. Sollte die Pflanze nach der ersten Biegung noch nicht in der gewünschten Position sein, kann ich sie nach etwa einer Woche, schrittweise, weiter nach unten biegen. So könnte ich sie bis auf den Boden ziehen. Anschließend könnte ich einen Abschnitt der Spitze mit Erde bedecken und nach einiger Zeit würde sie an der mit Erde bedeckten Stelle Wurzeln trei-ben. Wenn die Wurzeln sich gut entwickelt haben, kann ich diesen Abschnitt von der ursprünglichen Pflanze abschneiden und hätte eine zweite, vegetativ vermehrte Pflanze. Diese Methode der Vermehrung ist auch mit Seitenzweigen, die nah am Boden hängen, möglich
und eigentlich auch nur im Outdoorbereich sinnvoll. Bei älteren Pflanzen kann es vorkommen, dass an der Biegung Risse in der Rinde entstehen. Das ist nicht weiter schlimm und verheilt schnell. Es können auch innerhalb der Pflanze Schnüre befestigt werden, die nach außen ausladende Zweige nach oben führen oder schwächeren Asten Halt geben können.
Das Entfernen von Blättern
Das Entfernen von Blättern ist oft Teil von Diskussionen unter Cannabis-Züchtern und -Growern. Einige meinen, es würde Vorteile haben, aber die meisten wie ich denken, dass das Gegenteil der Fall ist. Grower, die „das Blätter entfernen" empfehlen, behaupten, dass die Blüten mehr Sonnenlicht abbekommen und dadurch größer und potenter werden. Auch wird behauptet, dass durch das Entfernen der Blätter auch Blütenhemmstoffe entfernt werden, welche sich in den Blättern einlagern und so die Pflanze schneller heranreifen wird.
Diese Behauptungen mögen in der groben Theorie richtig sein, halten einer genaueren Untersuchung aber nicht stand. Werden Blätter entfernt, gelangt natürlich mehr Licht zu den Blüten, aber die Blüten selber tragen nur einen sehr geringen Teil zur Photosynthese und Nährstoffproduktion bei. Wenn die Blätter fehlen, werden die Blütenstände nicht genug mit Energie versorgt und können somit nur noch geringfügig an Potenz und Größe/Gewicht zulegen.
Werden Blätter entfernt, wird die Pflanze wahrscheinlich schneller ausreifen. Jedoch wird dies womöglich weniger durch den Verlust der Hemmstoffe beeinflusst, als viel mehr durch die Störung des Stoffwechsels. Ich denke, die Pflanzen stehen dann unter einem großen Druck, sich zu reproduzieren (vermehren) und bekommen Stress. Deshalb versuchen sie mit letzter Kraft, so schnell wie möglich heranzureifen und keimfähige Samen zu produzieren, bevor sie vollständig eingehen.
Outdoor werden die Blütenstände auch durch die Blätter vor Regen oder zu starker Sonneneinstrahlung und damit vor Hitze geschützt, das ist auch ein Grund, warum ich sie nicht entfernen würde. Starker Regen könnte zu einem Verlust vieler Harzdrüsen führen und Schimmel in den Blüten verursachen. Hitze und starke Sonneneinstrahlung können zum Zersetzen der Harze führen und damit zum Verlust von Potenz und Geschmack.
Manchmal klemme ich große Blätter unter angrenzende Aste, um mehr Licht in den inneren Teil der Pflanze gelangen zu lassen.
Ich entferne niemals Blätter, es sei denn, sie sind schon so braun oder gelb, dass sie sich leicht abnehmen lassen. Tote Blätter entferne ich, denn sie können leicht schimmeln, und der Schimmel kann sich dann auf die Blüten ausbreiten. Vergilbt ein Blatt, schneide ich es noch nicht ab, denn es ist für die Pflanze einfacher, die darin eingelagerten Nähr-stoffe zu verwerten, als neue zu fördern oder zu produzieren.

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